Ahimsa

Ahimsa ist eine wichtige Regel im Yoga. Ahimsa bedeutet Gewaltlosigkeit.

Selbstverständlich gegenüber anderen Menschen (was uns schon rein physisch schwer genug fällt, aber in Worten und Gedanken noch viel mehr), natürlich gegenüber anderen Mitgeschöpfen (Tierquälerei, Massentierhaltung, Fleischkonsum, Zerstörung von Lebensraum), aber ganz besonders auch uns selbst gegenüber.

Wenn wir nicht immer nach außen denken, sondern auch mal uns selbst in das Zentrum der Betrachtung stellen, werden wir schnell merken, dass wir uns gegenüber alles andere als gewaltlos sind. Wir schlafen zu wenig. Wir arbeiten zu viel. Unsere Tage sind gefüllt mit Lärm, Hektik, Stress und mit Dingen, die wir eigentlich gar nicht wollen. Sei es der Job, seien es andere Verpflichtungen, die uns eher Last als Vergnügen sind. Wir sind umgeben von künstlichen Stoffen, die die Natur so eigentlich nicht vorgesehen hat für uns – und viele davon sind schädlich. Wir essen ungesund und unsere Nahrungsmittel sind zum größten Teil auch noch denaturiert, industriell be- und verarbeitet, mit Pestiziden belastet. Demnächst vielleicht auch noch genmanipuliert, ohne dass wir es wissen (TTIP lässt grüßen). Wir müssen uns in unserem gesellschaftlichen und privaten Leben einem großen Druck stellen, der teilweise natürlich von außen an uns herangetragen wird, der aber auch von uns selbst geschaffen wird. Unsere eigenen Ansprüche sind meist größer als die, die von außen an uns gestellt werden oder auch nur vermeintlich gestellt werden.

Gewisse Dinge können wir nicht ändern. Jedenfalls nicht innerhalb kurzer Zeit. Die Belastung der Umwelt mit Giftstoffen lässt sich, wenn überhaupt, nur in langen Zeiträumen rückgängig machen und dann bedarf es der Anstrengung aller Menschen. Aber viele Dinge haben wir doch in unserer Hand. Wir können uns fragen, ob uns der Job eigentlich zufrieden macht. Oder ob wir uns versklaven in einem ungeliebten Job, den wir doch einen großen Teil unseres Lebens machen müssen. Warum? Weil es darum geht, das nötige Geld zu verdienen? Oder weil meine Eltern, mein Partner, mein soziales Umfeld den Anspruch an mich richten, diesen Job zu machen? Muss ich Anwalt werden, obwohl ich lieber Reiseschriftsteller wäre? Fassen wir den Mut, ungeliebte Dinge aus unserem Leben auszusortieren, merken wir schnell, dass sie uns überhaupt nicht fehlen. Obwohl wir immer dachten, wir könnten (oder dürften) ohne sie nicht leben. Und die Ansprüche des familiären oder sozialen Umfeldes sind vielleicht gar nicht so, wie ich es immer gedacht habe. Es waren meine eigenen, die ich für die der anderen hielt.

Selbstverständlich ist das Gebiet, auf dem wir den größten Einfluss auf uns und unsere Gesundheit haben, die Ernährung. Ich allein bestimme, was in meinen Körper gelangt. Und ich allein tue mir oder meinem Körper Gewalt an, indem ich Produkte futtere, die schädlich für meinen Körper und mein seelisches Wohlbefinden sind. Mit welchen Lebensmitteln tue ich meinem Körper etwas Gutes? Und welche und wie viel Dinge esse ich am Tag, mit denen ich mir wissentlich nichts Gutes tue? Ist der Körper jung, dann kommt die Antwort des Körpers auf minderwertige Lebensmittel nicht unmittelbar, sondern teilweise erst nach Jahren. Aber sie wird kommen. Die Ernährung in jungen Jahren beeinflusst die Gesundheit und den Zustand des Körpers in späteren Jahren erheblich. Und die täglichen Entscheidungen, was wir essen, bestimmen unser Wohlgefühl und unsere Gesundheit von einem Tag zum anderen.

Fühle ich mich an einem Tag nicht wohl, dann frage ich mich, was ich gestern oder auch die Tage davor gegessen habe. Meistens gibt diese Rückschau schon Aufschluss darüber, was mir gut tut und was nicht. Habe ich vielleicht zu spät gegessen, habe ich zu viel gegessen? War etwas Ungesundes dabei oder bin ich empfindlich gegenüber einem eigentlich als gesund einzustufenden Produkt? Habe ich ausreichend getrunken? All dies sind Faktoren, die wir unbedingt betrachten sollten. Wir sollten lernen, unseren Körper zu lesen wie ein Buch. Er ist keine Maschine. Er ist ein lebendes Wesen. Und er reagiert immer auf alles. Wir spüren in unserem alltäglichen Leben nur die Wirkung. Und die Aufgabe, die sich uns stellt, ist: Die Ursache für diese Wirkung zu finden. Gehen wir so aufmerksam mit unserem Körper um, dann finden wir leicht die Zusammenhänge zwischen einer bestimmten Ursache und ihrer Wirkung heraus. Und wir fühlen uns nicht mehr als Spielball der Willkür einer Natur, die wir nicht verstehen.

Schließen wir doch einen Pakt mit unserem Körper: Geben wir uns selbst das Versprechen, unseren wertvollen Körper nur mit den besten Nahrungsmitteln zu ernähren. Das, was in diesem Moment mit den uns zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln und Einkaufsquellen in bester Qualität und Frische zu bekommen ist, (nur) das sollten wir als Nahrung für unseren Körper betrachten.

Und das ist ein großer Schritt in Richtung Gewaltlosigkeit uns selbst gegenüber. Wie können wir den Anspruch erheben, dass die Gewalt in der Welt weniger werden muss, wenn wir selbst es nicht schaffen, im Kleinen gewaltlos zu leben? Nicht die Anderen, sondern wir selbst müssen dafür sorgen, dass die Gewalt abnimmt. Gegenüber anderen Menschen, gegenüber anderen Lebewesen, gegenüber uns selbst. Und ich habe den Eindruck, dass es sinnvoll ist, den vorangegangenen Satz rückwärts zu befolgen.

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